BUND Leipzig

Baumkappungen - nicht nur hässlich sondern schädlich

Baum ohne Krone nach einer Baumkappung Baum ohne Krone  (Elke Thiess)

Leider sind auch in Leipzig immer wieder verstümmelte Bäume zu sehen, deren Äste stark gekürzt oder deren Krone sogar komplett abgesägt wurde. Diese sogenannten Baumkappungen sind nicht nur unästhetisch sondern in der Regel für den Baum schädlich und meist vollkommen unnötig.

Bei jedem gesunden Baum besteht ein Gleichgewicht zwischen Wurzel, Stamm und Krone, wobei jeder Teil des Baumes gleichermaßen wichtig ist. Bäume passen sich an Belastungen an und sind in der Lage, statische Schwächen durch lokal verstärktes Wachstum auszugleichen. Dieses System funktioniert so lange, wie eine Versorgung aller Baumteile vorhanden ist. Durch Kappung wird das Versorgungssystem des Baumes unterbrochen und auf Dauer zerstört.

Wann spricht man von Kappung?  

Gemäß ZTV-Baumpflege ist Kappung ein „umfangreiches, baumzerstörendes Absetzen der Krone ohne Rücksicht auf Habitus und physiologische Erfordernisse“. Im Wesentlichen bezeichnet man damit das Absägen oder starke Einkürzen der gesamten Krone, einzelner Kronenteile oder einzelner Starkäste (Schnittfläche größer als 10 cm).

Bei stark geschädigten, nicht mehr verkehrssicheren Bäumen jedoch stellt der sog. Kronensicherungsschnitt oder das Einkürzen von Kronenteilen keine Kappung dar sondern kann dem Erhalt des Baumes dienen. Auch der Kopfschnitt, z.B. bei Weiden, oder der Verjüngungsschnitt bei Obstbäumen sind keine baumschädigende Kappung.   

Folgen von Kappungen

Der Baum verliert nicht nur seinen schönen, gleichmäßigen Habitus. Mit seiner Krone oder großen Kronenteilen verliert er auch die Fähigkeit, Wurzeln und Stamm ausreichend mit Nährstoffen versorgen. Um nicht zu verhungern, bildet der Baum schnell senkrecht nach oben wachsende Sekundärtriebe, sog. „Ständer“ aus, und versucht so, das Gleichgewicht zwischen Wurzel und Krone wiederherzustellen. Eine windfeste Krone ist das allerdings nicht, denn die „Ständer“ sind im Gegensatz zu langsam gewachsenen Ästen instabil und können leicht brechen. Die Statik des Baumes ist beeinträchtigt, seine Vitalität geschwächt. Zusätzlich wird durch in die Wunden eindringende, Holz zersetzende Pilze und Fäulnis die Bruchgefahr weiter erhöht. So kann der gekappte Baum zur Gefahr werden.

  

Warum werden Bäume zu stark beschnitten oder gar gekappt?

Baum nach einer unsachgerechten Baumkappung Folgen einer Baumkappung  (Elke Thiess)

  • Inkompetenz. Häufig wird unsachgemäßer Baumschnitt von Laien durchgeführt. Die Tatsache, dass Bäume lebende Organismen sind, wird ausgeblendet wenn es z.B. um das „Freischneiden“ von Gebäuden geht. Im Gegensatz dazu schneiden fachlich gut arbeitende Baumpfleger*innen stets auf Zugast.

  • Laub. Manche Baumbesitzer*innen erhoffen sich vom starken Rückschnitt weniger Laub. Ihnen ist nicht bewusst, dass sie ihren Baum damit erheblich schädigen. Der Laubfall verringert sich jedoch nicht, da der Baum schnell wieder austreibt und in ein bis zwei Jahren die gleiche Blattmenge produziert.

  • Licht. Bäume werden aus Kostengründen oft viel zu spät beschnitten, um z.B. Lichtfreiheit (Gebäude) oder Lichtraumprofil (Straßen) zu erreichen. Richtig wäre es, Bäume in ihrer Jugendphase durch „Erziehungsschnitte“ auf das zu erwartende Lichtraumprofil vorzubereiten. Der Erziehungsschnitt im Schwachastbereich ist gut für die Entwicklung einer stabilen Kronenstruktur und schadet dem Baum nicht.

  • Verkehrssicherungspflicht. Ein*e Grundstücksbesitzer*in hat dafür zu sorgen, dass von ihrem/seinem Grundstück keine Gefahr ausgeht (Verkehrssicherungspflicht). Aus Angst vor Schadenshaftung werden Bäume deshalb oft voreilig und unnötig beschnitten oder gekappt. Laut Grundsatzurteilen zur Verkehrssicherungspflicht bei Bäumen wird jedoch davon ausgegangen, dass die/der Baumbesitzer*in seiner Pflicht genügt, wenn sie/er die Bäume, in deren Nähe öffentlicher Verkehr stattfindet, periodisch äußerlich visuell kontrolliert. Die Häufigkeit der Kontrollen richtet sich nach verschiedenen Aspekten wie Alter und Zustand der Bäume und auch der Menge an Publikumsverkehr. Bei älteren Bäumen kann durchaus ein zweimaliger jährlicher Kontrollgang erforderlich sein. Die rein visuelle Kontrolle genügt, wenn keine Schadenssymptome wie größere Verletzungen, schüttere Kronen, vorzeitiger Laubfall, u. a. erkannt werden. Ergeben sich Anzeichen, die auf eine Gefahr hinweisen, muss eine eingehende und detaillierte Untersuchung erfolgen und erkannte Gefahren müssen beseitigt werden.

Siehe auch: www.baumpflege-lexikon.de   

Ansprechperson

Ansprechperson Baumschutz

Elke Thiess


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