Parkstadt ohne Bäume?
Nun soll das Gelände noch in diesem Jahr für eine Bebauung als Wohngebiet erschlossen werden. Die Sanierung und Bewohnbarmachung der schönen alten Häuser und auch die Errichtung einiger Neubauten wären - bei einem schonenden Umgang mit der vorhandenen Natur - durchaus zu begrüßen. Leider ist zu befürchten dass, geht es nach dem Willen des Investors, von den Bäumen, Wiesen und Biotopen nicht mehr viel übrig bleibt.
Denn die „Parkstadt Dösen“ soll im großen Stil gebaut werden. Die Instone Real Estate plant 600 Wohnungen und 750! Parkplätze. Und dafür müssen – wie fast immer bei Großbaustellen dieser Art in Leipzig – die Bäume erst mal weg. Nach den der Öffentlichkeit vorgestellten Bauplänen fallen rund 300 Großbäume, davon viele gesetzlich geschützte Biotopbäume, der Überbauung zum Opfer (Gebäude, Tiefgaragen, Verkehrsflächen, Feuerwehraufstellflächen).
Zudem wird mit dem Verlust weiterer 200 Bäume gerechnet, denen eine angeblich „schlechte Vitalität“ bescheinigt wird und die daher als nicht erhaltenswert eingestuft werden. Im Ganzen also ein Verlust von rund 500 Bestandsbäumen. Dagegen fällt die Zahl der Ersatzpflanzungen sehr spärlich aus: gerade einmal 280 Jungbäume (Planungsstand Juni 2019).
Eine solche Bauplanung steht im eklatanten Widerspruch zum Landschaftsplan und den strategischen Zielen der Stadt Leipzig in den Bereichen Klimaschutz und Erhalt und Entwicklung der Biodiversität. Zudem finden sich im Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan zahlreiche fachliche Mängel und die Eingriffs-/Ausgleichsbilanzierung ist nicht nachvollziehbar. Der BUND Sachsen hat sich mit einer fachlichen Stellungnahme zur Bauplanung geäußert und diese in der vorliegenden Form abgelehnt.
Der BUND Leipzig richtet folgende Kernforderungen an die Instone Real Estate:
- Das Fällen von Bäumen für den Bau der „Parkstadt Dösen“ muss auf das unbedingt notwendige Minimum reduziert werden. Für jede Baumfällung ist ein angemessener Ausgleich an Ort und Stelle zu leisten.
- Anwendung der neuen Leipziger Stellplatzsatzung. Danach muss die Anzahl der PKW-Stellplätze auf maximal 430 reduziert werden. Keine Baumfällungen für Parkplätze! Stattdessen Förderung alternativer Verkehrsmittel wie Radverkehr und ÖPNV.
- Einhaltung der Ziele des Leipziger Landschaftsplanes. Das bedeutet:
Maßnahmen zur Minderung des Aufheizeffektes sowie Anreicherung von Lebensräumen im Plangebiet. Ausgleichsmaßnahmen, Grünflächenpflege und -gestaltung müssen klimawirksam sowie dem ökologischen Potenzial und Artvorkommen angepasst sein. - Ein Klimawandelangepasstes Regenwassermanagement gegen Dürre sowie Extremregen.
- Wesentliche Erhöhung des Anteils an Fassadenbegrünung.
- Die zahlreichen vorhandenen gesetzlich geschützten Biotope sind festzusetzen und zu entwickeln.
- Keine Neuversiegelung für monofunktionale Flachbauten, sparsamer Umgang mit Freiflächen.
Die Planung zur „Parkstadt Dösen“ ist nur eines von vielen Negativbeispielen. Bei fast jeder Großbaustelle in Leipzig werden Baufelder erst einmal „frei gemacht“, d.h. von sämtlichem Grün „befreit“. Dies geschieht oft lange bevor mit der Bebauung begonnen wird. Erst im Anschluss an die meist großflächige Bebauung und Versiegelung werden ein paar kleine Alibi-Bäumchen nachgepflanzt. Nach Jahrzehnten, wenn überhaupt, erreichen diese die ökologische Leistungsfähigkeit ihrer Vorgänger.
Der BUND fordert: Erhalt von Bestandsgrün muss – wo immer möglich – vor Ersatzpflanzungen Vorrang haben und verbindlich in Baupläne integriert werden. Die Leipziger Umweltverbände BUND, Nabu und Ökolöwe haben dazu gemeinsam eine Petition „Bauen und Natur erhalten“ gestartet. Jede Unterschrift zählt.
Mit einer Spende können Sie den BUND Leipzig direkt unterstützen!