zwei Wanderer im Wald des Nationalpark Hainich

Straßenbäume

Straßenbäume

Stadtbäume am Straßenrand Stadtbaum  (Elke Thiess)

In Leipzig gab es im Jahr 2019 rund 57.000 Straßenbäume. Den Hauptanteil bilden Linden mit 34%, gefolgt von Ahorn (14%), Esche (11%) und Platane (9%). Der Rest setzt sich aus ca. 50 weiteren Baumarten zusammen, zum Beispiel Zierkirschen, Eichen, Rosskastanien, Robinien, Baumhaseln und Hainbuchen. Im Jahr 2019 waren 22% der Leipziger Straßenbäume älter als 50 Jahre, 62% zwischen 21 und 50 Jahre alt und 16% jünger als 21 Jahre.

Das Ziel: 100.000 Straßenbäume

Unter Mitwirkung von Leipziger Bürge*innen, dem BUND und anderen Leipziger Verbänden hat die Stadtverwaltung im Jahr 2017 ein ambitioniertes Straßenbaumkonzept erarbeitet, welches eine bessere Pflege des Altbaumbestands, die Nachpflanzung aller abgängigen Bäume plus die jährliche Neupflanzung von 1.000 Straßenbäumen innerhalb von 45 Jahren vorsieht. Das Ziel sind 100.000 Straßenbäume in Leipzig. Der Leipziger Stadtrat hatte im Sommer 2019 das Konzept endlich beschlossen und die finanziellen Mittel bereitgestellt. Einen herben Rückschlag gab es durch die Dürrejahre 2018-2020, 2022. Mehrere tausende Straßenbäume, Bäume in Parks und auf Grünflächen mussten infolge Hitze- und Trockenschäden gefällt werden. Da die toten Bäume erstmal ersetzt werden müssen, bleibt die geplante Bestandserweiterung bisher weit hinter der Zielzahl 1.000/Jahr zurück.

Straßenbäume als Kompensationsmaßnahme

Häufig werden Straßenbäume als Ersatz gepflanzt für Bäume, die an anderer Stelle gefällt wurden, zumeist für Baumaßnahmen. Betrachtet man den gesamten Baumbestand in der Stadt, findet als Folge des anhaltenden Baudrucks eine Verschiebung von pivaten Grundstücken (ehem. Brachen, jetzt Bauland) auf öffentliche Flächen (Straßenränder, Parks) statt. Trotz des ambitionierten Straßenbaumkonzepts ist die Zahl der Bäume im Stadtgebiet insgesamt stark rückläufig.

Die Kosten für einen Straßenbaum liegen von der Planung über Bodenarbeiten, Pflanzung bis zur Pflege zwischen 1.500 bis 4.500 EUR. Die Leistung, die der Baum im Lauf seines Lebens kostenlos für uns Stadtbewohner*innen erbringt, ist unbezahlbar.

Straßenbäume sind Überlebenskünstler

Der Straßenrand ist eigentlich kein geeigneter Lebensraum für Bäume, deshalb müssen Straßenbäume besonders hart ums Überleben kämpfen. Die meisten erreichen i.d.R. auch nur ein Drittel der Lebenserwartung ihrer Kollegen in freier Landschaft.

Harte Bedingungen für Straßenbäume:

  • Sauerstoffmangel durch verdichteten Boden.
  • Wassermangel durch unzureichende Zufuhr natürlicher Niederschläge.
  • Eingeschränkter Wurzelraum.
  • Aufgeheizte versiegelte Flächen und Hitzeabstrahlung von Fassaden.
  • Umweltgifte wie Streusalz, Abgase, Radabrieb, Öle, Hunde-Urin, Feinstaub, Müll.
  • Häufiger, meist einseitiger Rückschnitt (Lichtraumprofil von 4,5 m für LKW)
  • Baustellen! Hier werden oft Wurzeln und Stamm beschädigt.
  • Klimaveränderung (Dürren, Überschwemmungen, Fröste).

Bei der Pflanzung eines Straßenbaums ist neben der Sortenwahl der richtige Standort von entscheidender Bedeutung. Je besser der Standort zum Baum passt, desto besser wird er anwachsen und gedeihen.

Für die Sortenwahl dient den Kommunen als Orientierungshilfe in erste Linie die Straßenbaumliste der GALK (Deutsche Gartenleiterkonferenz). Seit 1995 werden bei der GALK regelmäßig Baumarten auf ihre Tauglichkeit als Straßenbaum getestet und bewertet.

Noch wichtiger ist der richtige Standort. Hier wird es schon schwieriger, denn im Straßenraum herrscht hohe Nutzungskonkurrenz, z.B. durch unterirdische Infrastrukturleitungen, Parkplätze, Tiefgaragen, das Freilassen von Sichtachsen und Feuerwehraufstellflächen.

Wird eine Straße grundhaft saniert oder neu gebaut (z.B. in neuen Wohngebieten) können heute bessere Standortbedingungen für Straßenbäume geschaffen werden. Wie gut diese sind, ist neben technischer Machbarkeit häufig eine Frage des Budgets, das die Kommune dafür ausgeben will oder kann. Der Mindeststandard bei der Neuanlage von Baumstandorten ist eine ausreichend große Pflanzgrube mit einem an die Baumart angepassten Wasser- und Luftdurchlässigem Erdsubstrat.  Bei Altbäumen wird die Baumscheibe behutsam vergrößert um die Wasseraufnahme zu verbessern.

     

Zwickauer Modell  (Elke Thiess)

Verschiedene Pflanz-Modelle können zur Verbesserung der Standortbedingungen beitragen. Hier drei Beispiele:

  • Zwickauer Modell: in Leipzig sehr häufig. Der Baum steht nicht auf dem Fußweg sondern am Rand der Fahrbahn. Die Baumscheibe hat eine Bordsteinumrandung, welche an mehreren Stellen Öffnungen aufweist. Dadurch kann Regenwasser von der Fahrbahn direkt zur Baumscheibe fließen, der Baum kann mehr Wasser aufnehmen. Die Pflanzgrube ist mit speicherfähigem Substrat gefüllt, eine obere Schicht aus Lavalit verlangsamt die Verdunstung.
Baumrigolle  (Elke Thiess)

  • Baumrigole: es gibt verschiedene Modelle. Das Grundprinzip besteht in der Kombination aus  offener Versickerungsrigole (Mulde oder Tiefbeet ), einer Substratschicht und einem Retentionsspeicher. Bei ausbleibendem Regen kann der Baum auf das gespeicherte Wasser zurückgreifen. Die Stadt Leipzig testet derzeit drei Versionen  dieses Pflanzmodells an Bäumen  in der Kasseler Straße in Gohlis.
  • Stockholmer Modell:  ist das Zukunftsmodell für die „Schwammstadt“, eine sehr große, durchwurzelbare Pflanzgrube, die später komplett mit Straßen, Plätzen oder Gehsteigen überbaut wird. Es können große Wassermengen gespeichert werden. Dadurch wird auch das Kanalsystem der Städte entlastet (Überflutungsvorsorge). Die Investitionskosten sind hoch. Diesem System liegt die Erkenntnis zugrunde, dass es den Bäumen in der Stadt hauptsächlich an Luft im Boden mangelt. Das neue Substrat besteht daher vorwiegend aus großen Steinen (bis zu 150 mm im Durchmesser), die nach dem Verdichten noch jede Menge Hohlräume hinterlassen. Diese Hohlräume werden dann mit einem speziellen „Feinsubstrat“ aufgefüllt.

Baumsteckbriefe Straßenbäume

Parkbaum im mit gelbem Laub

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Kleiner Leitfaden für die ökologische Bepflanzung von Baumscheiben.

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