BUND Leipzig

Ihr Hof als grüne Insel im Meer aus Beton

Biotopvernetzung

Die städtische Entwicklung trägt nicht nur mit dem eigentlichen Verlust von Lebensraum zur Bedrohung unserer Tier- und Pflanzenwelt bei, sondern auch durch die starke Fragmentierung dieser.

In Städten gibt es oftmals eher wenig große grüne Fragmente (Stadtparks oder Stadtwälder), aber dafür viele kleine wie etwa Höfe und Gärten. Diese kleinen Fragmente leisten einen signifikanten Beitrag zu einem größeren gesunden Ökosystem, wenn sie denn in Verbindung stehen. Große Häuserreihen oder Straßen stellen für Tiere und Pflanzen teils unüberbrückbare Hindernisse dar und zerteilen somit diese „grünen Inseln“. Der Wechsel zwischen diesen fragmentierten Gebieten ist oft sehr schwer oder gar unmöglich - so reduzieren sich die Ressourcen weiter und ein Austausch mit Artgenossen bleibt aus. All dies übt zusätzlichen Druck und Stress aus, denn die meisten Arten brauchen viel Platz und Ressourcen, aber auch dringend den Austausch mit anderen Individuen.

Es gilt jedoch: Je mehr „grüne Inseln“ es gibt, desto besser funktioniert die Biotopvernetzung. Viele der kleinen Populationen aus den abgetrennten Lebensräumen bilden häufig zusammen eine größere, sogenannte Metapopulation, in der über Barrieren hinweg reger Austausch und Migration besteht. Eine gesunde Population hat viele Subpopulationen und kann leicht von Insel A auf B oder C wechseln, falls an einem Ort ein ungünstiges Ereignis eintritt oder sich die Bedingungen verschlechtern. Die Metapopulations-Theorie besagt deutlich, dass mehr und besser verbundene Fragmente zu einer gesünderen Gesamtpopulation führen.

Höfe und Gärten als „grüne Inseln“ mit Nahrungsangebot und Lebensraum für zahlreiche heimische Tiere- und Pflanzen können bei entsprechender ökologischer Gestaltung demnach eine essenzielle Rolle bei der gesamtstädtischen Biotopvernetzung spielen. Sie sind im großen Kontext unabdingbar für viele Tiere und Pflanzen, für den Zusammenhalt und die Verbindung einer großen Gesamtpopulation, die sich über ganze Städte ziehen kann.

Vielleicht haben auch Sie einen Hof, welcher das Potential hat, selbst eine Insel zu werden? Dieser könnte mit anderen grünen Höfen in Ihrer Umgebung indirekt in Verbindung stehen und so zu einem Hotspot werden für viele Arten, die sich dort zuhause fühlen und eine gesunde Stammpopulation bilden.

Quellen

Rudd, Hillary, Jamie Vala, and Valentin Schaefer. "Importance of backyard habitat in a comprehensive biodiversity conservation strategy: a connectivity analysis of urban green spaces." Restoration ecology 10.2 (2002): 368-375.


Aronson, Myla FJ, et al. "Biodiversity in the city: key challenges for urban green space management." Frontiers in Ecology and the Environment 15.4 (2017): 189-196.


Kong, Fanhua, et al. "Urban green space network development for biodiversity conservation: Identification based on graph theory and gravity modeling." Landscape and urban planning 95.1-2 (2010): 16-27.


Vergnes, Alan, Christian Kerbiriou, and Philippe Clergeau. "Ecological corridors also operate in an urban matrix: a test case with garden shrews." Urban Ecosystems 16.3 (2013): 511-525.


Gallo, Travis, et al. "Mammal diversity and metacommunity dynamics in urban green spaces: implications for urban wildlife conservation." Ecological Applications 27.8 (2017): 2330-2341.


Hanski, Ilkka. Metapopulation ecology. Oxford University Press, 1999.

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