Besserer Hochwasserschutz erfordert auch innovative Schritte wie ingenieurbiologische Bauweisen

21. Juni 2013 | Flüsse & Gewässer

Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat zuletzt konstatiert, ganz alleine der natürliche Hochwasserschutz hätte eine Flutkatastrophe wie 2013 nicht vermeiden können. Der BUND Sachsen sieht dies ebenso, hält allerdings auch den technischen Hochwasserschutz allein für bei weitem nicht ausreichend. Es bedarf einer intelligenten Mischung aus technischem Hochwasserschutz, Flächennutzungsmanagement und ingenieurbiologischen Bauweisen.

Professor Felix Ekardt, BUND-Landesvorsitzender, erklärt:

"Es bedarf zunächst einer nüchternen Analyse der Umstände, die zu den katastrophalen Schäden durch das Hochwasser geführt haben. Ich halte es für einseitig und schief, klagende Bürger, die sich in ihren Rechten verletzt sehen oder engagiert Anlieger, die sich für einen aus ihrer Sicht besseren Hochwasserschutz engagieren, als die Ursache für den fehlenden Flutschutz anzuprangern. Es wird dem Anliegen eines zügig umgesetzten, qualitativ guten und akzeptanzfähigen Hochwasserschutzes nicht gerecht, wenn Tillich jetzt über eingeschränkte Beteiligungs- und Klagerechte nachdenkt. Wir brauchen eine frühzeitige und qualifizierte Beteiligung für einen guten Hochwasserschutz. Der Freistaat sollte jetzt verantwortungsvoll und mit Weitblick handeln. Aktionismus ist fehl am Platze. Das heißt für uns erstens, dass wir im Bewusstsein unserer Verantwortung gegenüber den Unterliegern, unseren nördlichen Nachbarn, mehr Wasser in der Fläche zurückhalten, Überflutungsflächen, mehr Auengehölze und Deichrückverlegungen verwirklichen. Und das heißt zweitens, dass wir in den sächsischen Gebirgsräumen systematisch und langfristig den Bächen und Flüssen beidseitig wieder mehr Raum zurückgeben. Nur so können wir viele nun bereits nach11 Jahren erneut eingetretene Schäden in den Ortslagen des Sächsischen Mittelgebirges künftig vermeiden."

"Als dritte Säule eines besseren Hochwasserschutzes für Sachsen sollten verstärkt ingenieurbiologische Bauweisen zum Einsatz kommen", betont Lars Stratmann, stellvertretender BUND-Vorsitzender. "Diese gut erforschten Bauweisen mit lebenden Gehölzen, die in anderen Bundesländern bereits seit mehr als 10 Jahren vermehrt zum Einsatz kommen, haben viele Vorteile. Sie sind oftmals kostengünstiger als der Verbau mit großen Steinen und sie sind – einmal nach fachlichen Standards umgesetzt – stabiler, so wie es jetzt nach dem Hochwasser 2013 an der Göltzsch in Mylau zu sehen ist. Auch finden die auetypischen Tiere und Pflanzen bessere Lebensräume vor und der Erholungswert der Flusslandschaft steigt. Ein besserer Hochwasserschutz und schönere Landschaften in Sachsen – beides geht gleichzeitig."

Der BUND Sachsen fordert außerdem, dass der Freistaat Mitarbeitern der

Landestalsperrenverwaltung sowie in den Landratsämtern und kommunalen

Wasserbehörden mehr Weiterbildungen finanziert, damit diese die notwendigen

Maßnahmen motiviert und fachlich auf dem neusten Stand zum Wohle aller Sachsen umsetzen können. 

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb