Der BUND Leipzig befürchtet jedoch, dass die Nachhaltigkeit, also das Ziel von Lebens- und Wirtschaftsweisen, die auf Dauer und im globalen Maßstab so durchhaltbar sind, nicht mit der nötigen Konsequenz und Ernsthaftigkeit angegangen werden. So fehlt es im Bereich der Mobilität an einem umfassenden, integralen Gesamtkonzept mit der Zielsetzung, den Anteil des motorisierten Individualverkehrs zu senken, um so die Lärm, Schadstoff- und Gesundheitsbelastung zu senken. Eine eindeutige Positionierung zu den Fragen des Klimaschutzes fehlt ebenso. Obwohl direkt vor Leipzigs Toren ein neuer Tagebau entstehen soll und eine Beteiligung der Stadtwerke am MIBRAG Projekt Profen möglich erscheint, setzt sich die Stadtverwaltung nicht mit dem Projekt auseinander. Auch die Energiewende, die Leipzig über die Stadtwerke selber angehen könnte, wird nicht vorangetrieben., und die angeblichen Klima-Erfolge der Stadt Leipzig beruhen auf geschönten Rechnungen. Ebenso fehlt es klares Bekenntnis der Stadt zum unbedingten Schutz des Leipziger Auenwaldes und seiner Gewässer.
"Der Klimawandel, die Notwendigkeit einer ganz neuen Energieversorgung, der demographische Wandel und die sich grundlegend verändernde Lage in der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt schließen ein Weiter so aus. Zu lange wurde in enger Allianz führender politisch-wirtschaftlicher Kreise auf Kosten unserer Zukunft und oft auch der Menschen in anderen Ländern Politik gemacht. Wir möchten mit den Leipzigerinnen und Leipzigern einen von Optimismus und Realismus gleichermaßen, vor allem aber von radikaler Ehrlichkeit geprägten Dialog darüber führen, welche großen Chancen, aber auch welche dringend lösungsbedürftigen Probleme anstehen. Zentrale Aufgaben, auf die eine zukunftsfähige Stadt hinwirken muss, sind: den sozialen Zusammenhalt zu bewahren; Wirtschaften und Arbeiten für Zeiten schwindenden Wachstums fit zu machen und dabei die ökologischen Grenzen zu wahren; eine postfossile Energieversorgung und Mobilität mit 100 % erneuerbaren Energien als Basis anzuschieben; Häuser von Energiefressern zu Energieproduzenten zu machen; realistisch mit künftigen finanziellen Engpässen umzugehen; die Stadt als Motor der Wissensgesellschaft zu nutzen.", so Prof. Dr. Felix Ekardt, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des BUND-Bundesverbandes.
Der BUND, Regionalgruppe Leipzig fordert daher, dass die Stadt sich klar zu anspruchsvollen Nachhaltigkeitszielen bekennt. Dies erfordert, dass die Energieversorgung der Stadtwerke mittelfristig postfossil erfolgen, dass der Anteil des motorisierten Individualverkehrs deutlich gesenkt und auf Straßenneubau verzichtet wird, dass energiesparender gebaut wird (etwa bei den neu zu errichtenden Schulen) und dass bauplanerisch eine Stadt der kurzen Wege ermöglicht wird. Ein schonender Umgang mit Energie insgesamt, mit anderen Ressourchen und mit der Natur ist ebenfalls wesentlich.
Hintergrund:
Am 7. Juni lädt der B.U.N.D. Leipzig im Rahmen der Umwelttage zur Veranstaltung „Das Prinzip Nachhaltigkeit“ ein. Beginn ist 18 Uhr im Haus der Demokratie. Dann werden Prof. Dr. Ekardt und der Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal unter der Moderation von Jürgen Kasek, einige der aufgeworfenen Fragen thematisieren.
Bis zum Frühjahr 2013 sollen auf Leipzig passende Handlungsansätze und Lösungsvorschläge zur zukunftsfähigen Entwicklung der Stadt erarbeitet werden. Dazu sind eine Reihe von Abendveranstaltungen und mehrere Werkstattverfahren geplant, in denen Bürgerinnen und Bürger, lokale Akteure und Fachleute der Verwaltung sowie der Wissenschaft gemeinsam Zukunftsfragen der Leipziger Stadtentwicklung diskutieren, Problem- und Konfliktpotential analysieren und darauf aufbauend Ideen, Lösungsvorschläge und konkrete Vorhaben entwickeln.