BUND Leipzig
Nahaufnahme Wildblütenwiese

Hecken

Bedeutung von Hecken und Gehölzstrukturen für die biologische Vielfalt

Flieder, zwei Parkbänke Flieder  (Elke Thiess)

In Zeiten eines globalen und regionalen Artensterbens erlangen Hecken als Lebensräume und Bestandteile von Biotopvernetzungen (sog. Trittsteinbiotope) immer größere Bedeutung. Ganz nebenbei fungieren sie als Feinstaub- und Lärmfilter, verbessern das städtische Mikroklima und vermindern die Bodenerosion.

Leipzig ist seit dem Jahr 2012 „Kommune der biologischen Vielfalt“, wird aber diesem Titel seit langem nicht mehr gerecht. Neben tausenden Bäumen sind in den letzten Jahren eine Vielzahl an Hecken, Büschen und Sträuchern der „inneren Verdichtung“ durch Bebauung und Flächenversiegelung zum Opfer gefallen. Wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen ging unwiederbringlich verloren.

Sträucher und Bäume, weiße Blüten, rotes Laub Sträucher  (Elke Thiess)

Eine wesentliche Forderung des BUND an eine integrierte Stadtentwicklung, welche städtisches Grün als unverzichtbaren Bestandteil mit einschließt, ist die Förderung der biologischen Vielfalt im Innenbereich. Dringenden Handlungsbedarf gibt es in Parkanlagen, beim Straßenbegleitgrün und in Wohnquartieren.

Durch Neuschaffung und Aufwertung vorhandener Gehölzstrukturen und Heckenzüge soll ein Biotopverbund im Sinne von Trittsteinen und Wanderkorridoren im urbanen Raum geschaffen werden. Baumreihen können durch Hecken ergänzt und damit Verbindungslinien zu Gehölzen und Hecken in Insellage geschaffen werden. Auch eine Aufwertung vorhandener Lebensräume durch Totholz und Findlinge im öffentlichen Raum sind Maßnahmen zur Erweiterung von Biotopverbundlinien.

Straßen, Wege und Grünanlagen befinden sich überwiegend im öffentlichen Bereich. Es ist daher Aufgabe der Stadtverwaltung, für die planerische, rechtliche und finanzielle Absicherung der zu pflanzenden Gehölze zu sorgen. Um einen ökologischen Effekt zu erzielen, sollen die Heckenzüge naturnah angelegt und extensiv gepflegt werden. Die für die Erhaltung der Artenvielfalt, als Bienenweide und Vogelnährgehölze wichtigen Gehölze, wie Schlehe, Weißdorn, Holunder, Hundsrose, Haselnuss, Eberesche, Kirschpflaume, Kreuzdorn, Pfaffenhütchen und Sanddorn sollen bevorzugt werden.

Lebensraum Hecke

Eichhörnchen am Baum am Südfriedhof Eichhörnchen am Südfriedhof  (Jana Burmeister)

Viele Tierarten finden in Städten inzwischen bessere Lebensbedingungen vor als in unseren flurbereinigten, pestizidbelasteten Agrarlandschaften. In der Stadt bieten neben Bäumen besonders Hecken und Sträucher das ganze Jahr Lebensraum und Nahrungsquelle.  Eine naturnahe Hecke kann bis zu 1500 Tierarten beherbergen.

Optimale Brut-, Nist- und Nahrungsbedingungen bietet ein mehrschichtiger Aufbau aus Baum-. Strauch, Kraut- und Bodenschicht.

Den hohen Baumbestand nutzen Eichhörnchen oder Vögel, wie der Stieglitz und der Erlenzeisig. Buchfink, Hänfling, Dompfaff, Gelbspötter und Neuntöter bauen ihre Nester gerne im oberen Teil von Hecken und Sträuchern.

Spatz auf Ast im Wildpark Spatz im Wildpark  (Jana Burmeister)

In den mittleren Etagen der Hecken finden sich Haussperlinge, Singdrosseln und Amseln. Aber auch Insekten und Schnecken, denen die Hecke als Schutz vor Fressfeinden dient.

Blutströpfchen (Käfer) auf gelber Blüte Blutströpfchen  (Jana Burmeister)

Stark belaubt sind die meist stockwerkartig aufgebauten Außenbereiche der Hecken, der sog. Mantel. Hier finden bestäubende Insekten und fruchtfressende Vögel Nahrung in Form von Pollen, Beeren und Früchten.

Dichtes Gestrüpp in Bodennähe bevorzugen Grasmücken, Zilpzalp und Zaunkönig. Dicht über dem Boden nutzen Heckenbraunellen die Hecken als Brutplatz.

Igel in der Wiese Igel  (Juliane Weicker)

Die Moos- und Krautschicht am Fuß der Hecke beherbergt die meisten Heckenlebewesen wie Mäuse, Eidechsen,  Käfer, Ameisen und diverse andere Insekten. Igel und Erdkröte finden hier ihr Winterquartier.    

Aufbau einer naturnahen Hecke

Was die Länge der Hecke anbelangt, gilt die Regel: Je länger, desto besser. Wenn der Platz es erlaubt, sollte die Pflanzung mindestens zwei- oder besser dreireihig  erfolgen. Dabei empfiehlt es sich, die größer werdenden Gehölze in den Hintergrund bzw. in die Mitte und die kleineren entsprechend davor zu setzen. Auf diese Weise wird ein stufiger Aufbau erreicht. Beiderseits soll die Hecke einen Krautsaum von mindestens einem Meter aufweisen. Es ist auch darauf zu achten, dass lichtbedürftige Arten nicht zu sehr beschattet werden.

neugepflanzte Hecken Hecken  (Elke Thiess)
Büsche, Hecken auf Wiese Hecken  (Elke Thiess)

Für eine dreireihig gepflanzte, freiwachsende Hecke kann gut und gerne eine Breite von fünf bis sechs Metern rechnen werden. Aber auch eine nur zwei Meter breite Hecke, ja selbst Buschgruppen oder Einzelsträucher haben durchaus noch einen hohen Wert.

Wichtig ist nicht nur die passende Pflanzenauswahl, sondern vor allem auch die Strukturvielfalt einer Hecke. Eine Hecke ist weitaus mehr als nur eine Ansammlung von Sträuchern. Eine streng gerade Linienführung ist nach Möglichkeit zu vermeiden; eine geschwungene Linienführung mit Aus- und Einbuchtungen und wechselnder Breite lässt eine Hecke wesentlich natürlicher erscheinen als eine wie mit dem Lineal gezogene Anpflanzung. Wenn die Hecke auf einen Erdwall gesetzt wird, entsteht eine typische Wallhecke, was zum einen reizvoll aussieht und zum anderen differenzierte Standortbedingungen schafft. Es kann auch ein kleiner Graben davor verlaufen.

Dass Falllaub im Heckenbereich liegen bleibt, sollte sich von selbst verstehen. Es ist nicht nur eine natürliche Mulchdecke, die den Boden schützt und die Sträucher mit natürlichen Nährstoffen versorgt, sondern bietet auch vielen Kleintieren Schutz. Vögel wie Rotkehlchen und Nachtigall siedeln sich nur dort an, wo ihnen Falllaubschichten ein ausreichendes Nahrungsangebot bieten. Auch Totholz in jeglicher Form, von abgestorbenen Ästen bis zu vermodernden Stämmen und Stubben, lässt sich hervorragend in eine Hecke integrieren.

Sehr viele Insekten leben im und am toten Holz, und Igel, Wiesel, Kröten, Spitzmäuse und viele andere Kleintiere finden hier Nahrung und Unterschlupf. Wo immer Schnittholz anfällt: immer hinein in die Hecke, am besten als Reisighaufen. Von Wildrosen und Brombeeren überrankt, bietet er schon sehr bald eine sichere Kinderstube für viele Kleinsäuger und Vögel wie etwa Rotkehlchen und Zaunkönig.

Ein vorgelagerter Staudensaum bildet nicht nur optisch, sondern auch ökologisch einen fließenden Übergang zur Umgebung. Dazu einfach vor der Hecke einen ein bis zwei Meter (in der freien Landschaft mindestens fünf Meter) breiten Streifen wachsen lassen und mähen - am besten abschnittweise - nur einmal im Jahr im Spätherbst oder noch besser im zeitigen Frühjahr. Sehr zu empfehlen ist die Einsaat spezieller Samenmischungen krautiger Pflanzen der Heckensäume, die für jeweils unterschiedliche Standortbedingungen im Fachhandel erhältlich sind. Blüten und Samen der im Heckensaum gedeihenden Wildkräuter ernähren vor allem Insekten und Vögel.

Sortenwahl

Bei Neupflanzungen sollte auf heimische Sträucher regionaler Herkunft zurückgegriffen werden, da dieses Pflanzgut automatisch den Schutz ansässiger Tiere bedeutet. Die Flora und Fauna hat sich sehr gut an die hiesigen Bedingungen angepasst. So werden z.B. die Früchte des heimischen Weißdorns von 32 Vogelarten gefressen, die des nahverwandten nordamerikanischen Scharlachdorns jedoch nur von zwei Arten. Ein weiteres Beispiel ist der beliebte, jedoch nichtheimische Sommerflieder oder Schmetterlingsstrauch - für erwachsene Falter zwar eine begehrte Nektarquelle, als Raupenfutterpflanze aber völlig wertlos. Ohne Raupen wiederum fehlt die Nahrungsgrundlage für Meisen und andere Vögel!

Heimische Wildsträucher bieten ein schier unerschöpfliches Nahrungsangebot für zahlreiche Insekten in allen Entwicklungsstadien. Nadelgehölze und exotische Sträucher sowie gefüllte Blüten hingegen bieten Insekten und Vögeln keine Nahrung.

Hier finden Sie eine Auswahl an Nahrungsquellen für Vögel, Insekten und Kleinsäuger.

Sanddornbeeren am Zweig Sanddorn  (Jana Burmeister)

Da jeder Wildstrauch bei tierischen Kostgänger*innen unterschiedlich beliebt ist bzw. unterschiedlichen Tierarten Nahrung bietet, empfiehlt sich eine Heckenpflanzung aus möglichst vielen verschiedenen Straucharten. Allerdings sollte dies auch wiederum keine beliebig bunt zusammengewürfelte Mischung sein, sondern die Pflanzenauswahl sollte sich zumindest in groben Zügen nach den jeweiligen Standortansprüchen der einzelnen Arten richten. Man kann sich dabei in etwa daran orientieren, was in der näheren Umgebung wildwachsend vorkommt.

Weitere Aspekte sind die unterschiedliche Wüchsigkeit der einzelnen Arten und damit ihr jeweiliger Platzbedarf sowie die unterschiedlichen Blüh- und Fruchtphasen.

Tipps zu Pflanzung und Pflege von Heckensträucher

Gepflanzt wird außerhalb der Vegetationsperiode, am besten im Herbst, damit die Pflanzen bereits gut anwurzeln und im Frühjahr gleich austreiben. Aber auch das zeitige Frühjahr ist als Pflanzzeit gut geeignet. Bei größeren Pflanzungen wird dem Kauf am besten einen Pflanzplan erstellt, um Art und Anzahl der gewünschten Gehölze festzulegen. Danach werden die zu pflanzenden Sträucher erst einmal an den ihnen zugedachten Platz gelegt oder leicht eingeschlagen, damit die empfindlichen Wurzeln nicht austrocknen. ("Einschlagen" bedeutet provisorisches Pflanzen: Loch buddeln, Pflanze mit den Wurzeln hineinstellen, Loch zutreten). Etwaige Korrekturen der räumlichen Anordnung lassen sich so leicht durchführen. Dann kann endgültig gepflanzt werden.  

Dabei muss unbedingt auf einen ausreichenden Abstand zwischen den einzelnen Gehölzen geachtet werden; bei einer freiwachsenden Hecke, bei der sich im Gegensatz zur regelmäßig gestutzten Schnitthecke die einzelnen Sträucher einigermaßen frei entfalten können, je nach Wüchsigkeit und Wuchsform mindestens anderthalb bis zwei Meter. In den ersten zwei bis drei Jahren sieht die Neupflanzung vielleicht etwas mickrig aus, aber die Lücken werden dann doch sehr schnell geschlossen. (Bei einer Schnitthecke müssen die Pflanzabstände natürlich sehr viel geringer sein. Dies macht es im Übrigen aber leider auch unmöglich, eine Schnitthecke durch einfache Unterlassung des regelmäßigen Rückschnitts in eine freiwachsende Hecke umwandeln zu wollen. Die einzelnen Sträucher würden sich im Kampf um Platz und Licht gegenseitig unterdrücken).

Das Pflanzloch wird etwa doppelt so breit und tief ausgehoben wie der Wurzelballen groß ist. Die Wurzeln werden mit einem scharfen Messer eingekürzt - das regt die Feinwurzelbildung an - und faule oder verletzte Stellen ausgeschnitten. Alsdann wird der Strauch in das Loch gestellt, das Loch locker wieder verfüllt und die Pflanze leicht hochgerüttelt, so dass am Ende nur der Wurzelbereich gut mit Erde bedeckt ist. Anschließend wird reichlich gewässert und die Erde im Pflanzloch festgetreten.

Nun müssen die Sträucher - zumindest soweit sie mit losem Wurzelwerk und nicht als Topf- oder Ballenware gekauft wurden - noch zurückgeschnitten werden. Dies gilt besonders im Frühjahr, wenn die Triebe  bereits gut belaubt sind oder gar Blütenknospen tragen. Solange die Wurzeln noch nicht richtig ausgebildet sind, würden die Blätter zuviel Wasser verdunsten, und die Pflanze würde vertrocknen. Die Sträucher treiben nach dem Rückschnitt umso kräftiger wieder aus. Um zu verhindern, dass die meist noch kleinen Gehölze in den ersten Jahren von hochwüchsigen Gräsern und Stauden überwuchert werden, empfiehlt es sich, zwischen den Sträuchern eine Mulchdecke aufzubringen, bis sie groß und kräftig genug geworden sind.

Auch eine freiwachsende Hecke kommt nicht ohne gelegentliche Pflegemaßnahmen aus. Zu groß gewordene Gehölze sollte man entsprechend zurückschneiden. Vor allem, wenn sie von unten her verkahlen, empfiehlt sich ein radikaler Rückschnitt bis etwa 30 bis 40 Zentimeter über dem Boden ("auf den Stock setzen"). Niemals sollte aber die gesamte Hecke auf einmal gestutzt werden! Es sollten immer nur einzelne Büsche entweder ausgelichtet oder auf den Stock gesetzt werden, damit die Tiere nicht plötzlich ihren gesamten Lebensraum verlieren. Bei Schnitthecken wird eine Mindesthöhe von 130 cm empfohlen, um einen geeigneten Brut- und Lebensraum für Buschbrüter zu erhalten.

Dornige Sträucher mit mehr als 2 m Durchmesser sollen über einen randlichen Verjüngungsschnitt hinaus nicht geschnitten werden, da sonst die besondere biologische Funktion des unberührten inneren Dickichtes verloren geht.    

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